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Humor, Satireund Ironie
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L’humour, la satireet l’ironie
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Umorismo, satirae ironia
Rückeroberungdes Humors
La réappropriationde l’humour
La riappropriazionedell’umorismo
TANGRAM 34
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12/2014
| Charles Nguela imGesprächmit Urs Güney | «Humor ist eineWaffe inmeinemMund»
auf der Bühne kann ich dagegen antreten.
Das empfinde ich geradezu als Verpflichtung.
Lachen ist auchVerzeihen.Mankanndas Ver-
gangene loslassen: Eswarzwarnichtgut, aber
wenigstens lustig. Das ist nicht unbedingt ein-
facher, aber bereichernder als grüblerisch die
Ursachen zu hinterfragen. Zu sehen, wie das
Publikum nach der Vorstellung aufgeheitert
ist,macht auchMut.
Dunkelhäutiger Comedian, der das Leben
inder Schweizbeschreibt –hast dudichdurch
diese Rollenzuschreibung auch schon einge-
schränkt gefühlt?
Nein, ich fühle mich als Vermittler. Aus-
ländische Bekannte fragen mich, wie ich in
der Schweiz so gut klarkomme, dass ich mit
Humor ernste Probleme ansprechen kann.
Schweizer interessieren sich dafür, wie es für
mich ist, hier zu leben. Eingeschränkt fühle
ichmich von denjenigen, diemeinenAuftritt
als selbstironische Darbietung missverstehen.
Ich muss mir sehr genau überlegen, was ich
sage, damit ichkeine Stereotypebestärke. Ob
dieBotschaft ankommt,merke ichanderArt,
wiedie Zuschauer lachen.Wennmich jemand
nicht verstehen will, kann ich aber nicht viel
dagegen tun. Ich kann nur versuchen, sein
Umfeldpositiv zubeeinflussen.
Urs Güney hat Germanistik studiert undhat ein Jahr Prak-
tikumbei der Fachstelle fürRassismusbekämpfungFRBab-
solviert. Ausserdem schreibt er als freier Journalist für
NZZ
Campus
undandere Publikationen.