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Anti-Schwarzer Rassismus
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Racismeanti-Noir
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Il razzismo contro i Neri
Personen inNotlage: besonders leichteZielscheiben vonRassismus
Personnes en situationprécaire : des cibles particulièrement exposées
Lepersone in situazioneprecaria: vittimepredestinate
TANGRAM 33
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6/2014
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ZeedahMeierhofer-Mangeli
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Feministische Pionierarbeit
Woher nahmen und nehmen Sie die Energie
und Motivation, diesen Kampf weiterzufüh-
ren?
Es wird nie einen Tag geben, an demman
sagen kann: «Jetzt ist der Kampf vorbei. Ge-
nug ist genug.» Der Kampf
gegen Diskriminierung und
Unterdrückung ist ein sehr
wichtiger Kampf, den man
nicht in einer Generation
ausficht. Er ist ein Vermächt-
nis, welches wir von unseren
Müttern, Väternundanderen
übernommen haben und das
wir an die nächste Generati-
on weiterreichen werden. Im
Idealfall geschehen gesell-
schaftliche Verbesserungen.
Das alleinemuss eineMotiva-
tion sein.
Gibt es einenkonkretenRatschlag, den Sie
einer frisch zugewanderten schwarzen Frau
heutzutagegebenwürden?
Integration ist sehr wichtig undmanmuss
sich darum bemühen. Allerdings bedeutet In-
tegration kein Zwang zur Anpassung.
Im Buch schreiben Sie, dass Sie aus Grün-
den der Psychohygiene stets reagieren muss-
ten, wenn Sie rassistisch beleidigt oder diskri-
miniert wurden. Haben Sie diesbezüglich die
Zivilcourage IhrerMitmenschen vermisst?
Leider sehr oft. Mir fehlt die Zivilcourage
meinerMitbürger/innen,wennetwasUnrech-
tes mit dunkelhäutigen Menschen passiert –
und niemand einschreitet. Gleichzeitig res-
pektiere ich, dass viele Menschen Hemmun-
genhaben, sich zuexponieren.
Wie hat sich, wenn überhaupt, die Situa-
tion schwarzer Frauen in der Schweiz in den
letzten Jahrzehnten verändert?
Im Buchwird immer wieder erwähnt, dass
schwarze Frauen damals wie auch heute Op-
fer vonAlltagsrassismus sind. KönnenSiekon-
krete Beispiele nennen, wie sichdieser alltäg-
licheRassismusmanifestiert?
Ein Beispiel ist das
racial
profiling
. So werden dunkel-
häutige Personen bei Billett-,
Polizei- oder Ladenkontrol-
len viel häufiger als mögliche
Täter/innen eingestuft und
daher mehr kontrolliert als
andere Personengruppen. Zu-
dem stehen wir oftmals un-
ter einem Generalverdacht,
wie das Beispiel einer Gruppe
schwarzer Frauen zeigt, die
die Parfümerieabteilung im
Globusbetritt.DieAngestellte
sagt leise zu ihrer Mitarbeite-
rin: «Bei denenmusst du auf-
passen, die sind schnell.»
Gibtesaus IhrerSichteine spezifischeForm
des Rassismus gegenüber schwarzen Frauen?
Rassismus ist einMachtgefälle und basiert
aufVorurteilen.Vorurteilegründenwiederum
auf Stereotypen. Folglich ist die spezifische
Form von Rassismus gegenüber schwarzen
Frauenmit der Stereotypisierung von schwar-
zen Frauen verbunden. Solche Stereotype
sind zum Beispiel die Annahme, dass schwar-
ze Frauenwegender Prostitutionoderwegen
eines Mannes, den sie imAusland kennenge-
lernt haben und dem sie dann in die Schweiz
gefolgt sind, hier sind. Oder die Vorstellung,
dass schwarze Frauen «leicht zu haben sind»,
weil sie arm und bedürftig seien. Auch wird
schwarzen Frauen ohne Grund eine niedrige
Ausbildung zugeschrieben.
Der Kampf gegen rassistische und andere
Formen der Diskriminierung kann manchmal
einem Kampf gegen Windmühlen gleichen.
«Mir fehlt die Zivil-
couragemeiner
Mitbürger/innen,
wenn etwas
Unrechtesmit
dunkelhäutigen
Menschenpassiert
undniemand
einschreitet.»