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Kampagne zum20-Jahr-Jubiläumder EKR
Une campagnepour les 20ans de laCFR
Una campagnaper i 20anni dellaCFR
TANGRAM 35
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6/2015
| MicheleGalizia |20 Jahre «Rassismus» in der Schweiz
inDurban beteiligt und verpflichtete sich zur
Umsetzungder Abschlusserklärung.
In diesen Jahren war auch der rechtsext-
reme Rand der Gesellschaft besonders aktiv.
Am1.August 2000 störteeine
Gruppe Rechtsextremer die
Rede von Bundesrat Kaspar
Villiger auf dem Rütli. 2001
ermordeten Mitglieder eines
sogenannten Ordens der ari-
schen Ritter einen Kamera-
den. BisMitteder 2000er-Jah-
re machten Neonazis immer
wieder mit Festen, Rechts-
rockkonzerten und Schläge-
reien auf sich aufmerksam,
parallel dazuwurdediePartei
National Orientierter Schwei-
zer PNOS gegründet. Eine
Partei, die sich ausdrücklich –
wie 2005 gerichtlich festge-
stellt – rassistisch definierte.
Der Bundesrat reagierte mit dem Nationalen
Forschungsprogramm NFP 40+ «Rechtsextre-
mismus – Ursachen undGegenmassnahmen».
Dieses lieferte eine Reihe interessanter Er-
kenntnisse zu Ursachen und Wirkungen des
Rassismus in der Schweiz.
1
Das forsche und
medial vielbeachtete Auftreten der Rechtsex-
tremen einerseits, der Ruf nach Gegenmass-
nahmen und nach Prävention andererseits
stärkte den ideologisch geprägten Rassismus-
begriff: Rassismus als Ideologie, die diskrimi-
nierendenHaltungenund Taten vorausgeht.
Rassismusbekämpfungals staatliche
Aufgabe
2001entschiedderBundesrat, dassderEin-
satzgegenRassismusund fürMenschenrechte
eine langfristigeBundesaufgabe sei, die syste-
matisch und in Koordination mit den Kanto-
nen, denGemeindenundder Zivilgesellschaft
angegangen werden müsse. Die Fachstelle
chen Retraite, in Obwalden, die begrüssende
Regierungsrätin in voller Tracht auftrat.
DieKommissionwar vor einedoppelteHe-
rausforderunggestellt: Siemussteeineeigen-
ständige Position erarbeiten,
sowohl gegenüber jenen, die
grundsätzlich in Frage stell-
ten, dass es in der Schweiz
überhaupt Rassismus gibt, als
auch gegenüber jenen, die
die Schweizer Gesellschaft als
strukturell fremdenfeindliche
und rassistische Gesellschaft
brandmarkten. Sie hatte an-
dererseits die pragmatische
Aufgabe, gezielte Präven-
tions- und Sensibilisierungs-
vorschläge zu formulieren.
Um die Grundlagen zu einer
eigenständigen Position zu
erarbeiten, widmete sich be-
reits die vierte Ausgabe von
Tangram
, 1998, der Frage, ob und wie man
Rassismus beobachten und messen könne.
Bezugnehmend auf das «Schwerpunktpro-
gramm Zukunft Schweiz» wollte die Kom-
mission einen Beitrag dazu liefern, dass die
Dauerbeobachtung von Diskriminierungen,
Rassismus und Integration zueinemBestand-
teil der geplanten nationalen Sozialbericht-
erstattungwerde.
Kontroversen inder Gesellschaft
Mit dem Beginn des neuen Jahrtausends
fand der Rassismusbegriff endgültig seinen
Platz in der Schweiz. 2001 schloss die Unab-
hängige Expertenkommission Schweiz–Zwei-
terWeltkrieg ihre1996begonnenenArbeiten
mitder Publikationzahlreicher Spezialstudien
und eines umfassenden Schlussberichts ab. Im
selben Jahr war die Schweiz massgeblich an
den Arbeiten der ersten, erfolgreich abge-
schlossenen Weltkonferenz gegen Rassismus
Das Besondere einer
ausserparlamentari-
schenKommission
wieder EKR ist die
Zusammenführung
von Sensibilitäten,
Engagement und
Fachwissen
unterschiedlichster
Prägung.