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Anti-Schwarzer Rassismus
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Racismeanti-Noir
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Il razzismo contro i Neri
Tief verwurzelte Stereotype
Des stéréotypesaux racinesprofondémentancrées
Le radici profondedegli stereotipi
Carmel Fröhlicher-Stines
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Rassismusbekämpfung−wieweit sindwir?
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6/2014
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TANGRAM 33
kanischer Herkunft sind tief verankert in der
europäischen Kultur und Geschichte. Sie sind
in den Werken von Philosophen und Schrift-
stellern des 18. und 19. Jahrhunderts (Rous-
seau, Voltaire, Montesquieu, Kant, Zola, Cha-
teaubriand, Rimbaud) ebenso zu finden wie
inmodernerenKinderbüchernwie etwa «Tim
und Struppi»oder inbis heutenocherzählten
Geschichten wie derjenigen vom unglückli-
chen schwarzen Schaf, das erst anWeihnach-
ten glücklichwerden konnte,
weil sein Wunsch, weiss zu
werden, inErfüllungging.
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Drei Beispiele:
«Leurs yeux ronds, leur
nez épaté, leurs lèvres toujours grosses, leurs
oreilles différemment figurées, la laine de
leur tête, la mesure même de leur intelli-
gence,mettent entreeuxet les autres espèces
d’hommes des différences prodigieuses. Et ce
qui démontre qu’ils ne doivent point cette
différence à leur climat, c’est que des Nègres
et des Négresses transportés dans les pays
les plus froids y produisent toujours des ani-
maux de leur espèce, et que les mulâtres ne
sont qu’une race bâtarde d’un noir et d’une
blanche, oud’unblanc et d’unenoire.»
Voltaire 1694–1778.
Œuvres complètes de Voltaire. Essai
sur les mœurs et l’esprit des Nations,
1817, Paris, chez
Antoine-AugustinRenouard.
«Ceux dont il s’agit sont noirs depuis les
pieds jusqu’à la tête; et ils ont lenez si écrasé
qu’il est impossiblede les plaindre ... Il est im-
possible que nous supposions que ces gens-là
soient des hommes, ...»
Montesquieu (Charles de Secondat) in:
De L’esprit des lois,
Livre15
ème
, Chapitre 5.
Noch immer herrscht Uneinigkeit darüber,
ob das umstrittene Kapitel in
L’esprit des lois
von Montesquieu, aus dem dieser Satz hier
zitiert wird, ironisch oder sarkastisch gemeint
Zu den Ursachen des Rassismus schreibt
Georg Kreis: «Es kann nicht genug betont
werden, dass nicht die Anlässe und dieOpfer
fürRassismus verantwortlichgemachtwerden
dürfen. Es sind vielmehr unsere Kulturmuster
und unsere Befindlichkeit, welche rassistische
Reaktionenproduzieren.»
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In den 32 bisherigen Ausgaben von TAN-
GRAM wurde das Thema Rassismus vertieft
und in seinen gesellschaft-
lichen Bezügen und Hin-
tergründen anhand vieler
Beispiele aus verschiedenen
Lebensbereichen diskutiert.
Nicht nur Gruppen, die dem
Rassismusausgesetzt sind,wurdenvorgestellt,
sondern es ging auch darum, herauszuarbei-
ten, in welchen Bereichen des Alltagslebens
Rassismus ausgeübtwird.
Gleich in zwei Nummerndes Bulletinswur-
den«MedienundRassismus»gezielt themati-
siert, in anderenwurden Religion, Sport, Ge-
sundheit, die Arbeitswelt, die Berufswelt, der
öffentliche Raum und der politische Diskurs
auf ihr Verhältnis zu Rassismus untersucht.
AlledieseNummern sindnachwie vor auf der
Website der EKR einzusehen und bieten eine
interessante Lektüre.
Wie also steht es heute um den Anti-
Schwarzen Rassismus in der Schweiz? Gibt es
vielleicht sogar eine allgemeine Tendenz, die-
ses Phänomen zubanalisieren?
Der Anti-Schwarzer Rassismus
Wie erklärtmandie Tatsache, dass der An-
ti-Schwarzer Rassismus so verbreitet ist? Viele
Menschenweisenentsprechendes rassistisches
Gedankengut auf, ohne dass sie je direkt mit
schwarzen Menschen zu tun gehabt hätten.
DienegativenStereotypeüberMenschenafri-
Es ist also zentral,
dieOpfergruppe
sichtbar zumachen!