Die Ergebnisse der modernen Genetik haben einwandfrei bewiesen, dass es keine unterschiedlichen Menschenrassen gibt, sondern nur eine Spezies Mensch. Der Rassismus als gesellschaftliches Phänomen existiert trotzdem, mit weitreichenden Auswirkungen für die betroffenen Individuen und auf den sozialen Zusammenhalt der Gesellschaft.
Diskriminierende Praktiken gegen Minderheitengruppen haben eine lange Tradition. Bis ins 17. Jahrhundert wurden solche ausgrenzenden Handlungen vornehmlich religiös begründet. Im Laufe des 18. und 19. Jahrhunderts kamen Theorien und Ideologien hinzu, welche die Menschen anhand von physischen, ethnischen oder kulturellen Merkmalen in biologische Gruppen («Rassen») mit genetisch vererbbaren geistigen Eigenschaften einteilten und hierarchisierten. Diese Vorstellungen dienten als Rechtfertigungsgrundlage für Kolonialismus und Imperialismus sowie für innenpolitische Handlungen und Diskriminierungen, die auf den Erhalt von sozialen und ökonomischen Privilegien ausgerichtet waren.
Gemeinsam haben alle rassistischen Ideologien, dass sie die Menschen aufgrund realer oder fiktiver Eigenschaften körperlicher oder kultureller Art auf ihre ethnische, nationale oder religiöse Zugehörigkeit reduzieren und «die Anderen» als moralisch, kulturell, intellektuell oder physisch minderwertig erachten. Indem durch Rassismus das Opfer abgewertet wird, wird die Position des Täters gestärkt.
Rassismus reicht von alltäglicher, subtiler Ächtung durch ein Individuum bis hin zur kollektiven physischen Gewalttätigkeit. Er manifestiert sich aber auch in Formen struktureller Diskriminierung. Rassistischen Vorurteilen, Stereotypen und Aggressionen ausgesetzt zu sein, kann beim Opfer sowohl aggressive Abwehrreaktionen hervorrufen als auch zu sozialem Rückzug führen.
Zum AnfangLetzte Aktualisierung: 26.07.2022