Zusammenfassung des Artikels
«Critiquer Israël, est-ce de l’antisémitisme? Histoire des juifs, Shoah, ressentiments : un passé qui ne passe pas» (französisch)
Autorin
Prof. Monique Eckmann ist Soziologin und emeritierte Professorin der Fachhochschule Westschweiz, Hochschule für Soziale Arbeit in Genf. monique.eckmann@hesge.ch
Das Interview führte Samuel Jordan.
samujordan@hotmail.com
«Es ist durchaus zulässig, die israelische Politik in Frage zu stellen, ohne dabei in die Antisemitismusfalle zu tappen,» sagt Monique Eckmann in diesem Interview. «Man kann die israelische Regierung kritisieren wie jede andere auch. Der Nahostkonflikt ist durch Gewalt geprägt, und es ist normal, dass er unterschiedliche Meinungen provoziert. Wer mit den Palästinensern solidarisiert, sieht sich allzu rasch dem Vorwurf des Antisemitismus ausgesetzt. Es gibt Kreise, die die israelische Politik verteidigen und mit dem Argument des Antisemitismus eine Einschüchterungstaktik verfolgen, um so jede Kritik zu disqualifizieren. Mit dieser Destabilisierungsstrategie wird der Begriff des Antisemitismus auf gefährliche Weise verwässert. Umgekehrt verbergen sich hinter der heftigen Kritik gegenüber Israel bisweilen auch antisemitische Ressentiments».
Für Monique Eckmann ist eine besonnene, argumentierte Kritik von Regierungspolitik die Voraussetzung jeder demokratischen Debatte. Die Schwelle des Hasses wird dann überschritten, wenn Emotionen ins Spiel kommen, die eine generelle oder unterschwellige Abneigung ausdrücken. Dies ist der Fall, wenn die Argumente dem Arsenal antisemitischer Assoziationen, Symbole oder Gefühle entliehen sind. Oder wenn das Schicksal der Palästinenser mit demjenigen der Juden unter dem Nationalsozialismus gleichgesetzt wird, um so Unterstützung für die Palästinenser oder die Feindschaft gegenüber Israel zu begründen. «Es ist bedauerlich, dass sich in den Diskussionen hierzulande im Zusammenhang mit dem Nahostkonflikt auf beiden Seiten jeder zum Märtyrer macht und eine Art Wettbewerb zwischen Opfern entsteht. Man sollte immer im Blick behalten, dass man sowohl die israelische Politik kritisieren, als auch sich ganz klar gegen Antisemitismus stellen kann».