Theodora Peter
Die Webseite colonial-local.ch zeigt am Beispiel von Freiburg auf, wie Schweizerinnen und Schweizer in der kolonialen Welt gewirkt und wie koloniale Verflechtungen umgekehrt Lokalgeschichten verändert haben. Illustriert wird dies an historischen Beispielen, die das Publikum mit der eigenen Lebensrealität heute in Verbindung bringen kann. So wird etwa die koloniale Auswanderung von Freiburgerinnen und Freiburgern mit Überlegungen zum aktuellen Wechselspiel von Klimawandel und Migration verknüpft.
Der Blick auf die regionale Dimension des Schweizer Kolonialismus zeigt auf, wie auch die ländliche Bevölkerung in diesen eingebunden war – etwa durch die Schokoladenproduktion und -werbung oder die katholische Mission. Dabei thematisiert colonial-local beispielsweise das komplexe Verhältnis von Mission und Kolonialismus und geht der Frage nach, wie Kirchenvertreterinnen und -vertreter Selbst- und Fremdbild im kolonialen Kontext mitprägten.
Hinter dem Projekt stehen die drei Historikerinnen Barbara Miller, Linda Ratschiller und Simone Rees von der Universität Freiburg. Die Webseite ist eine Weiterentwicklung einer mit Studierenden erarbeiteten Ausstellung. Zu finden sind nebst historischen Hintergründen auch ein Glossar und ein Blog, auf dem Nutzerinnen und Nutzer ihre eigenen Erfahrungen, Beiträge und Geschichten teilen können.
Die zweisprachige Webseite richtet sich insbesondere an ein junges Publikum und wurde auch für die Anwendung im Schulunterricht konzipiert. Aufgrund des grossen Interesses von Lehrpersonen planen die Initiantinnen die Entwicklung von didaktischem Lehrmaterial. Weiter angedacht ist, die kolonialen Verstrickungen Freiburgs noch stärker im öffentlichen Raum sicht- und erfahrbar zu machen. Dies nebst den kolonialen Stadtführungen, wie sie etwa von der Stiftung Cooperaxion durchgeführt werden (siehe Beitrag «Auf kolonialen Spuren in Schweizer Städten»). Für einen Ausbau der Angebote wären aber zusätzliche Ressourcen nötig.