Theodora Peter
Acht Schweizer Museen haben im Rahmen der 2021 gemeinsam lancierten Benin Initiative Schweiz (BIS) ihre Bestände unter die Lupe genommen. Dabei wurden gegen 100 Objekte identifiziert, die aus dem ehemaligen Königreich Benin im heutigen Nigeria stammen. Rund die Hälfte davon lassen sich mit dem Raubzug der britischen Kolonialarmee 1897 in Verbindung bringen. Bei der damaligen Plünderung des Königspalastes waren gemäss Schätzungen gegen 10 000 Objekte aus Messing, Elfenbein und Holz erbeutet worden. Über den Kunsthandel gelangten die sogenannten «Benin-Bronzen» in private und öffentliche Sammlungen – darunter auch in Schweizer Museen. Das BIS-Forschungsteam fand in insgesamt 53 Fällen Hinweise, wonach die betreffenden Objekte geplündert oder wahrscheinlich geplündert worden waren. Die Forschungsergebnisse zeigen weiter, dass acht Objekte direkt nach 1897 aufgekauft wurden. Der Grossteil der Bestände gelangte hingegen später über einen langen Zeitraum in die Schweizer Museen. Dabei spielten private Sammler sowie der internationale und Schweizer Kunstmarkt eine wichtige Rolle.
Obwohl es bislang keine Rückgabeforderungen an Schweizer Museen gab, zeigen sich die acht in der BIS zusammengeschlossenen Institutionen offen gegenüber einer Rückführung. Am 2. Februar 2023 unterzeichneten die BIS-Mitglieder und eine nigerianische Delegation in Zürich eine gemeinsame Erklärung (Joint Declaration of the Swiss Benin Forum) über eine Kooperation und den künftigen Umgang mit den Benin-Sammlungen. Im Rahmen der kollaborativen Provenienzforschung soll auch die nigerianische Perspektive auf die Geschichte und Gegenwart der Benin-Objekte einbezogen werden. Für das Jahr 2024 sind in mehreren beteiligten Museen Satellitenausstellung geplant, um die Erkenntnisse der Forschung und den Prozess der Aushandlung des Umgangs einer breiteren Öffentlichkeit vorzustellen.
Zur BIS gehören folgende Museen: Bernisches Historisches Museum, Historisches und Völkerkundemuseum St. Gallen, Musée d’ethnographie de la Ville de Genève, Musée d’ethnographie de la Ville de Neuchâtel, Museum der Kulturen Basel, Museum Rietberg der Stadt Zürich, Museum Schloss Burgdorf, Völkerkundemuseum der Universität Zürich. Das Forschungsprojekt wurde vom Bundesamt für Kultur finanziell gefördert.