Zusammenfassung des Artikels
«Racisme anti-Noir : dix traits qui en font une spécificité» (französisch)
Autor
Dr. Mutombo Kanyana, Spezialist für internationale Beziehungen, früherer Beauftragter des Antirassismus-Programms bei der Unesco, Generalsekretär des CRAN, Leiter der afrikanischen Volkshochschule Genf und der Zeitschrift Regards Afrikaans.
m.kanyana@gmail.com
Rassismus gegenüber Schwarzen ist eine Form des Rassismus mit ganz spezifischen Eigenheiten, was beispielsweise auch für den Antisemitismus oder die Islamfeindlichkeit gilt. Allerdings sind vom anti-Schwarzen Rassismus weltweit am meisten Menschen betroffen, namentlich aus dem Grund, dass die Hautfarbe ein sichtbares Merkmal ist. Trotzdem findet der Rassismus gegenüber Schwarzen in den Medien, an Kongressen zum Thema Rassismus oder allgemein in der öffentlichen Wahrnehmung wenig Beachtung. In der Schweiz wurde diese Form des Rassismus mit einer 2002 von Schwarzen initiierten Bewegung mit dem Namen Carrefour de réflexion et d’action contre le racisme anti-Noir (CRAN) ins öffentliche Bewusstsein gerückt. Der Kampf um die Anerkennung der spezifischen Form und Geschichte des anti-Schwarzen Rassismus konzentriert sich meist auf die Anprangerung seiner mangelnden Beachtung.
Seine biblischen Wurzeln hat der Rassismus gegenüber Schwarzen im Mythos vom Fluch über Ham und in den späteren Auslegungen: Der Rassismus gegenüber Schwarzen ist älter als alle anderen Formen von Rassismus, er ist gottgewollt und daher gerechtfertigt. Der arabisch-muslimische Expansionismus ab dem 7. Jh. n. Chr. und der europäische ab dem 15. Jh. n. Chr. stützen sich auf diesen Mythos. Sie tragen zur weltweiten Verbreitung des anti-Schwarzen Rassismus bei und führen zu zwei prägenden historischen Phänomenen, dem Sklavenhandel und dem Kolonialismus. Neben der Sichtbarkeit der potenziellen Opfer und der eindeutigen Kennzeichnung durch die Hautfarbe weist der Rassismus gegenüber Schwarzen zwei weitere spezifische Merkmale auf: Er ist auf gegensätzlichen Werten und dichotomen Positionen aufgebaut. Und anti-Schwarzer Rassismus bedeutet oft auch, dass Urheber und Opfer dieses Rassismus aus dem gleichen Lager stammen. Dieser gegen sich selbst gerichtete anti-Schwarzer Rassismus ist eine häufig vergessene Folgeerscheinung.