TANGRAM 39

«Schreibtischtäter» entlarven. Moderner Umgang mit historisch belasteten Begriffen

Autor

Dominic Pugatsch ist Geschäftsführer der GRA Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus.
d.pugatsch@gra.ch

Ein neu entwickeltes E-Learning Tool der GRA Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus vermittelt auf moderne und für Jugendliche leicht zugängliche Art Wissen über Herkunft und Bedeutung problematischer Begriffe. Das Lehrmittel basiert auf dem GRA-Glossar historisch belasteter Begriffe und behandelt schwerpunktmässig die Themen Judentum, Nationalsozialismus, Islam, Diskriminierung und Verfolgung von Minderheiten.

Jugendliche und junge Erwachsene lernen im Sprachunterricht an Sekundar- und Mittelschulen, mit der deutschen Sprache umzugehen und einen eigenen Schreibstil zu entwickeln. Leider kommt es aber oft vor, dass sogar Lehrpersonen viele historisch schwer belastete, auch heute noch verletzende Begriffe nicht mehr in ihrer ursprünglichen negativen Verwendung kennen. Diese Begriffe sind zwar teilweise verwendbar, doch muss ihre Bedeutung und ihre historische Konnotation verstanden werden. Im bereits 2009/10 eingeführten GRA-Glossar können Herkunft, aktuelle Bedeutung und politische Verwendung von historisch zum Teil schwer belasteten Wörtern schnell und einfach abgefragt werden. Auf dem Glossar basiert das vollständig neu entwickelte E-Learning Tool der GRA. Es entspricht dem Trend nach interaktiven und digital aufbereiteten Lehrmitteln.

Wissen Sie, wen man als «Schreibtischtäter» bezeichnet? Oder wofür die Abkürzung «NN» in Nazi-Deutschland stand? Durch Anklicken auf einen der Themenbereiche können Lehrpersonen und Schüler über unzählige historische Begebenheiten und Begriffe wie zum Beispiel den «Nacht und Nebel»-Erlass lernen. Die Software passt sich dank einer interaktiven Auswertung dem individuellen Lerntempo der Schülerinnen und Schüler an und stellt Fragen entsprechend dem fortschreitenden Wissensstand.

Mit Eingabe des Passwortes, welches kostenlos auf der Homepage der GRA angefordert werden kann, gelangt der User auf die Plattform des E-Learning Tools. Dieser kann nun wählen, ob er seinen Lernfortschritt aufzeichnen oder ohne Aufzeichnung beginnen möchte. Mit der Aufzeichnung des Lernfortschritts kann er zu einem späteren Zeitpunkt mit dem Kurs an derselben Stelle weitermachen. Der Nutzer ist dabei völlig frei in der Auswahl der Themenbereiche resp. in der Reihenfolge der Bearbeitung des Kurses. Unter dem Themenblock Diskriminierung und Verfolgung von Minderheiten beispielsweise finden sich Kurse zur Rassismus-Strafnorm oder zum Thema Jenische/Fahrende.

Auf jeden Theorieteil folgen Fragen, um den Lernfortschritt der Nutzer zu prüfen. Das Wissen wird dabei interaktiv mit Medienausschnitten unterlegt und auch die Fragetypen sind unterschiedlich. Damit soll ein herausforderndes und nachhaltiges Lernerlebnis ermöglicht werden.

Erfreulicherweise haben sich seit der Markteinführung des E-Learning Tools schweizweit zahlreiche Lehrpersonen, Institutionen und Interessenten für das Tool angemeldet. Zunehmend interessieren sich auch deutsche und österreichische Bildungseinrichtungen für das moderne Lernangebot.

Das E-Learning Tool ist auf www.gra.ch/bildung/-e-learning-tool kostenlos abrufbar. Mit E-Mail an infogra@gra.ch erhalten Interessierte die notwendigen Zugangsdaten.