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Céline Maye ist die Leiterin der service de la cohésion multiculturelle COSM des Kantons Neuenburg.
Celine.Maye@ne.ch
Die grösste Herausforderung für Organisationen, die sich für die Prävention von Rassismus und Diskriminierung einsetzen, besteht darin, das Zielpublikum zu erreichen. Denn dieses Publikum steht «dazwischen». Es vertritt keine rassistische Ideologie, fühlt jedoch ein gewisses Unbehagen gegenüber der wachsenden Vielfalt. Wie können Menschen, die unbewusst gewissen Stereotypen und Vorurteilen verfallen, darauf aufmerksam gemacht werden, dass dies zu diskriminierendem Verhalten führen und den gesellschaftlichen Zusammenhalt gefährden kann?
Mit dieser Frage hat sich in Neuenburg auch das Forum Tous différents tous égaux (alle anders, alle gleich) und der service de la cohésion multiculturelle COSM auseinandergesetzt, die seit 23 Jahren die Neuenburger Aktionswoche gegen Rassismus koordinieren. 2018 konnten unter dem Thema «Racisme d’hier et d’aujourd’hui (Rassismus früher, Rassismus heute)» mit zwei Anlässen ein breiteres Publikum erreicht werden: Es gab rund zwanzig Aktionen an Schulen des Kantons (mit rund 1200 Schülerinnen und Schülern) und Anlässe im Zusammenhang mit Sport. Der Fussball als Volkssport par excellence diente als Träger einer Botschaft an die aktiven Sportlerinnen und Sportler und an die Fans.
Die Aktionswoche gegen Rassismus 2018 wurde in Neuenburg symbolisch mit einem Tag im Stadion La Maladière eröffnet, um den «Rassismus ins Abseits zu spielen». Die Jugendlichen von 16 Juniorteams aus dem ganzen Kanton trugen während des gesamten Turniers ein Trikot mit der sehr klaren Botschaft «Racisme hors-jeu», womit gezeigt werden sollte, welche Arbeit der Neuenburger Fussballverein (ANF) das ganze Jahr über leistet, indem er die Jugendlichen «für die zivilen, gesellschaftlichen und integrativen Werte sensibilisiert» (Pascal Bégert, Präsident der Juniorenkommission des ANF an einer Medienkonferenz).
Ein weiterer wichtiger Anlass war die Tagung des Internationalen Zentrums für Sportstudien (CIES) unter dem Titel «Ist der Fussball ein Instrument zur Rassismusbekämpfung?», mit Fachleuten und dem Fussballer Christian Karembeu (Weltmeister mit dem französischen Nationalteam 1998) und Guillaume Hoarau (von den Young Boys). Der Mann aus Neukaledonien und der Mann aus La Réunion haben mit ihrer Botschaft die Anwesenden vor Ort und dank den elektronischen Medien zusätzlich ein sehr grosses Publikum erreicht. Die Aktionswoche gegen Rassismus 2018 ist bei den Neuenburger Medien auf eine grosse Resonanz gestossen. Die breiteste Berichterstattung betraf diese Tagung, über die auch die Medien der Romandie (20 minutes, RTS, le Temps) informiert haben: In einer Sportsendung von Radio RTS wurde beispielsweise der ehemalige französische Internationale während mehrerer Minuten interviewt. So wurde die diesjährige Aktionswoche gegen Rassismus einem Publikum bekannt gemacht, das diese bisher nicht gekannt hatte und das allgemein für Diskriminierungen im Sport sensibilisiert wurde.
Diese motivierenden Anlässe mit einer guten Resonanz in den Medien mit mindestens fünfzehn Beiträgen hätten ohne die Partnerschaft mit Vereinen, Gemeinden und Institutionen nicht durchgeführt werden können. Die Tagung wurde zusammen mit dem ANF, der Stadt Neuenburg und dem CIES durchgeführt. Insgesamt waren an der diesjährigen Neuenburger Aktionswoche gegen Rassismus 59 Partner beteiligt, die ein breites Publikum erreichen konnten.