TANGRAM 41

Mediation auf dem Fussballplatz. Erfahrungen der Integrationskommission des Fussballverbandes Nordwestschweiz

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Hasan Kanber leitet seit 2002 als Vorstandsmitglied ehrenamtlich die Integrationskommission des FV Nordwestschweiz.
kanberoglu56@msn.com

Vor 16 Jahren hat der Fussballverband Nordwestschweiz eine Integrationskommission ins Leben gerufen – als einziger Regionalverband der Schweiz. Rund ein Drittel der Mitglieder sind Migrationsklubs.

Integration war für mich seit jeher ein Grundanliegen. Am besten lässt sich dies im konkreten Handeln realisieren, auch im Sport. Bei mir ist es nicht anders gelaufen: Ich begann als Jugendlicher, Fussball zu spielen und hatte dadurch Zugang zu einem Verein. Es lief unkompliziert, sozusagen auf geschmeidigem Weg. Das kann für alle gelten, egal welcher Herkunft.

Der Fussballverband (FV) Nordwestschweiz vereinigt 104 Vereine im Fricktal, in Basel-Stadt, Baselland und Solothurn, rund ein Drittel davon sind «ausländische» Vereine. Wir wirken einerseits gegen innen, indem wir helfen, die Strukturen der Vereine zu verbessern. So legen wir Wert darauf, dass statutarisch vorgesehene Generalversammlungen tatsächlich abgehalten werden, dass die Abläufe im Verein transparent sind und nicht zu «One-Man-Shows» starker Persönlichkeiten werden.

Als Integrationsdelegierter stehe ich zudem als Übersetzer und Mediator zur Verfügung. Als Verband sind wir vor allem präventiv aktiv, etwa bei «Hochrisikospielen». Darunter verstehen wir zum Beispiel eine Begegnung zwischen einem kurdischen und einem nationalistischen türkischen Verein, die zu Spannungen führen könnte. Dann inspiziere ich zusammen mit der Wettspielkommission den Match. Oft reicht es schon, wenn die Teams wissen, dass jemand vom Verband vor Ort ist. Falls wir feststellen, dass es bereits im Vorfeld in den sozialen Medien zu Hasstiraden kommt, ist auch eine Spielabsage möglich. Das kommt aber höchstens einmal pro Saison vor.

Auf der anderen Seite wirken wir gegen aussen. Im FV Nordwestschweiz sind etwa 15'000 aktive Spielerinnen und Spieler organisiert. Uns ist es wichtig, dass diese Menschen als ein zentraler Bestandteil der Zivilgesellschaft wahrgenommen werden: Heute wird der Sport auch als Träger der Gesundheitsförderung gesehen. Wir verstehen uns als Teil dieser Sport- und Bewegungspolitik. Wir wollen als das wahrgenommen werden. Der Staat soll nicht nur Ansprüche an Verbände stellen und sie für seine Anliegen in die Pflicht nehmen. Wenn gleichzeitig Subventionen für Sportverbände gestrichen werden, steht das im Widerspruch zu den proklamierten Zielen der Gesundheitsförderung.

Gerade für die Migrationsbevölkerung steht Fussball an oberster Stelle. Im Vergleich zu andern Sportarten ist Fussball kostengünstig, spricht alle Schichten an und ist ein Happening. Andere Sportarten wie etwa Tennis oder Handball sind vor allem in gesellschaftlich höheren Schichten anzutreffen. Eigentlich müssten sich diese Klubs fragen, wie sie sich für Migrantinnen und Migranten öffnen könnten.

In den letzten 16 Jahren ist es uns gelungen, die Öffentlichkeit für die Integrationsthematik zu sensibilisieren. Wir werden wahr- und ernstgenommen, von den Behörden einbezogen und immer wieder an Veranstaltungen eingeladen. Potenzial besteht noch bei einer besseren Durchmischung der Vereine. Ich verstehe, dass man das Bedürfnis hat, mit den eigenen Landsleuten zu spielen. Doch dies darf nicht zu einer Abschottung führen.