TANGRAM 35

Bonnes pratiques

Bürgerinitiative in Losone

Autorin

Joëlle Scacchi, EKR

Das neue Bundesasylzentrum von Losone im Tessin ist bei einem Teil der lokalen Bevölkerung zwar auf Vorurteile und Ablehnung gestossen, doch hat es vor allem auch eine bemerkenswerte Solidaritätsbewegung in Gang gesetzt.

Im Oktober 2014 beginnen einige Einwohnerinnen und Einwohner von Losone über die Möglichkeiten der Kontaktaufnahme mit den im Bundeszentrum untergebrachten Personen nachzudenken. Sie verfolgen keine bestimmten Absichten und haben keine politischen oder religiösen Ziele, sondern finden es einfach sinnvoll, mit den Asylsuchenden, die Schwieriges erlebt haben und einer unsicheren Zukunft entgegenblicken, in Kontakt zu kommen und ihnen eine Begegnungsmöglichkeit mit den Einheimischen zu bieten. Antonio Lisi ist für die Öffentlichkeitsarbeit der Gruppe zuständig. Er sagt dazu: «Wir sind vom Grundsatz ausgegangen, dass wir nichts verallgemeinern wollen, auch wenn einige Profiteure und Geschäftemacher darunter sein mögen, wie es sie wohl in jeder Gemeinschaft gibt, und wir finden, dass alle Menschen ein Recht auf unseren Respekt haben.»

Dank ihrem persönlichen Einsatz, einigen Spenden und dem kostenlos zur Verfügung stehenden Kirchgemeindezentrum kann die Gruppe nun jede Woche einen Freizeitnachmittag mit Spielen, Zeichnen, Lesen, Pingpong und anderen Aktivitäten organisieren. Sie arbeitet eng mit dem Staatssekretariat für Migration (SEM) zusammen, von dem das Bundeszentrum in Losone geführt wird. Die Gruppe organisiert auch Sammlungen von nützlichem Material für die Asylsuchenden.

Bei den mehrheitlich jungen männlichen Asylsuchenden kommt die Bürgerinitiative gut an. Derzeit nehmen rund 50 von ihnen an diesen Begegnungstreffen teil. Antonio Lisi sagt: «Der wöchentliche Kontakt ist wirklich bereichernd – für uns genauso wie für sie.»