Zusammenfassung des Artikels
«Occorrono modelli positivi da sostituire
a quelli tradizionali» (italienisch)
Das Interview führte die Journalistin Veronica Galster.
veronica.galster@areaonline.ch
Der frühere Staatsanwalt Paolo Bernasconi ist politisch sehr engagiert und kämpfte in den letzten Jahren an vorderster Front gegen Rassismus und Fremdenhass. Im Interview mit Tangram hat er ausgeführt, dass jedes Lebewesen Angst vor dem Fremden hat. Im Lauf der Jahrtausende ist der Mensch jedoch fähig geworden, diese Angst durch eine andere Verhaltensweise, vor allem durch die Solidarität, zu überwinden. «Ich war fremd, und ihr habt mich aufgenommen», steht im Evangelium. Und die Bundesverfassung hält das Bestreben zur Stärkung der «Solidarität und Offenheit gegenüber der Welt» in der Präambel fest. Die Solidarität ist der wichtigste Gradmesser des menschlichen Fortschritts. Doch auf dem Weg zur Zivilisation gibt es kein endgültiges Ziel.
«Das Boot ist voll», sagen Angst und Egoismus der Menschen, und diese Gefühle werden im Interesse der Macht nur zu gerne angeheizt. Angst macht blind und zersetzt Tag für Tag die so mühevoll in internationale Übereinkommen und Verfassungen eingemeisselte Gleichheit aller Menschen. Zusätzlich Öl ins Feuer giessen manche politischen Rechtsparteien, indem sie die besten schweizerischen Traditionen untergraben und unser Land in die internationale Isolation treiben. Gemäss Bernasconi werden wir dieses Abdriften teuer bezahlen, auch in Bezug auf unseren Wohlstand und unsere Lebensqualität.
Der Staat und die gesamte zivile Gesellschaft müssen dieser Entwicklung Einhalt gebieten, indem sie unablässig die Werte der Verfassung, nämlich «die Solidarität und Offenheit gegenüber der Welt», vermitteln, vor allem in der Familie, im Sport und in der Schule. Die Kinder und Jugendlichen müssen das respektvolle Zusammenleben lernen und immer wieder daran erinnert werden, dass gerade die kulturellen Unterschiede die Schweiz gross machen. Im Geschichtsunterricht könnten zum Beispiel Persönlichkeiten vorgestellt werden, die sich für das Wohl der Verfolgten eingesetzt haben. So würden positive statt traditionelle Vorbilder geschaffen.