TANGRAM 42

Integrationspolitik ohne Rassismusprävention ist zum Scheitern verurteilt

Zusammenfassung des Artikels
«Une politique d’intégration sans des mesures contre les stigmatisations serait vouée à l’échec». Interview» (französisch)

Céline Maye ist Leiterin der kantonalen Fachstelle für multikulturellen Zusammenhalt (Service cantonal de la cohésion multiculturelle COSM), Ausländerinnen- und Ausländerbeauftragte des Kantons Neuenburg und Co-Präsidentin der Konferenz der Integrationsdelegierten (KID). Celine.Maye@ne.ch

Seit der Umsetzung der kantonalen Integrationsprogramme (KIP) im Jahr 2014 bildet die Rassismusprävention einen Schwerpunkt der Integrationsförderung. Bilanz der letzten vier Jahre.

Durch den Einbezug der Rassismusprävention in die KIP wurden deutliche Fortschritte erzielt. Alle Kantone mussten sich mit der Problematik auseinandersetzen, was zuvor nicht unbedingt der Fall gewesen war. Dadurch konnten auf allen Ebenen Massnahmen eingeleitet werden. Dennoch ist die Verbindung zwischen Integration und Rassismusprävention keine Selbstverständlichkeit: Auch wenn sich alle einig sind, dass der Integrationsprozess vereinfacht werden sollte, zeigen sich zahlreiche Vorbehalte, sobald die Themen Rassismus und Diskriminierung angesprochen werden. Auf institutioneller und politischer Ebene ist dies immer noch heikel.

Rassismusprävention sollte im Übrigen nicht nur im Rahmen der KIP betrieben werden. Dass sie in die Integrationspolitik eingebunden wird, heisst nicht, dass Rassismus nur Migrantinnen und Migranten betrifft. Auch Schweizer Bürgerinnen und Bürger sind betroffen, sei es aufgrund ihrer Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gemeinschaft oder aufgrund ihrer Religion. Deshalb muss auf verschiedenen Ebenen gehandelt werden, nicht nur im Migrationskontext.

Die Sensibilisierungsmassnahmen zielen auf Menschen ab, die nicht grundsätzlich rassistisch, sondern eher misstrauisch sind, über Migrationsfragen nur oberflächlich informiert sind und für ihre Probleme einen Sündenbock suchen. Bei der Betonung der Vielfalt als Wert ist Vorsicht geboten, denn auch wenn die Absichten grundsätzlich gut sind, können gewisse Massnahmen zur Zementierung von Klischees führen.