TANGRAM 42

«Le regard de l’autre – Der Blick des Andern». Kurzfilm zur Rassismusprävention durch Peers

Autorin

Lisa Wyss ist wissenschaftliche Mitarbeiterin der Fachstelle für die Integration der MigrantInnen und für Rassismusprävention (IMR) des Kantons Freiburg.
Lisa.Wyss@fr.ch

Im Kampf gegen Rassismus werden im Kanton Freiburg die Jugendlichen als besonders wichtige Zielgruppe angesehen, und von der Wirksamkeit der Peer-Prävention ist man allgemein überzeugt. Aus diesem Grund hat die Fachstelle für die Integration der MigrantInnen und für Rassismusprävention IMR den Film «Le Regard de l’Autre – Der Blick des Andern» mitfinanziert und unterstützt. Schülerinnen und Schüler haben unter professioneller Leitung am Drehbuch mitgeschrieben und mitgespielt. Der Kurzfilm ist eine Aufforderung an die Jugendlichen, sich mit Vorurteilen, Rassismus und den sozialen Netzwerken auseinanderzusetzen. Dazu wird didaktisch aufbereitetes Begleitmaterial für Schulen zur Verfügung gestellt.

«Ein Missverständnis, und alles gerät aus den Fugen. Paul macht gegenüber Lucas eine ungeschickte Bemerkung. Sein Freund sieht darin einen Ausdruck von Rassismus und fühlt sich verletzt. Der Konflikt wird in einem Blog angeheizt, und in der kleinen Welt der Schule kommt es zur Eskalation…». Das ist der Inhalt des Kurzfilms «Le Regard de l’Autre – Der Blick des Andern», der von der IMR mitfinanziert und unterstützt wurde. Unter der Leitung von Stéphane Boschung realisierten
11 Schülerinnen und Schüler im Alter zwischen 8 und 15 Jahren den Kurzfilm im Rahmen eines Theater- und Film-Workshops an der Sekundarschule in Bulle. Der Film soll zum einen der Prävention von Rassismus und Ausgrenzung bei Jugendlichen dienen und zum andern Jugendliche zu Jugendlichen sprechen lassen. Der Wortschatz der jungen Schauspielerinnen und Schauspieler, die vielfältige Schulwelt, die musikalischen Bezüge, die allgegenwärtige Nutzung der neuen Medien und der Umstand, dass kein einziger Erwachsener auftritt, sind lauter Elemente, die den Peer-Ansatz befördern und die Wirkung des Konzepts auf die wichtigste Zielgruppe verstärken. Am wichtigsten ist diese Zielgruppe, weil man in der Jugend Wertvorstellungen fürs Leben erwirbt und festigt.

«Nach eindrucksvollen Erlebnisberichten haben wir in meinem Workshop gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern beschlossen, die Themen Rassismus und Ausgrenzung zu behandeln. Der Film entstand auf der Grundlage von Erfahrungen der Schauspielerinnen und Schauspieler», erklärt der Schauspieler und Regisseur Stéphane Boschung. «Das Projekt gefiel dem Kanton Freiburg, denn es ist ein Gemeinschaftswerk von Jugendlichen aus dem Greyerzerland, die ihre ganze Energie und Glaubwürdigkeit in die Botschaft gegen Rassismus und Diskriminierung stecken», ergänzt Staatsrat Maurice Ropraz.

Der Film «Le Regard de l’Autre – Der Blick des Andern», der auch mit deutscher Untertitelung vorliegt, bildete den roten Faden der Freiburger Woche gegen Rassismus 2018. Die Filmpremiere fand im Rahmen des Internationalen Filmfestivals Freiburg statt. Darauf folgten weitere Vorführungen mit Diskussionsrunde in Schulen, Gemeinschaftszentren und Gemeinden. Die IMR beschloss, didaktisches Begleitmaterial zum Film bereitzustellen, das zusammen mit institutionellen Akteuren aus den Bereichen Jugendarbeit, Bildungswesen und Rassismusprävention erstellt wurde. Es ist auf den Westschweizer Lehrplan abgestimmt und soll 2019 auf Deutsch übersetzt werden. Das zweiteilige Präventionsinstrument (Film und Begleitmaterial) verfolgt ein klares Ziel: Die Schulen sollen die komplexe Rassismusthematik optimal – vorzugsweise mit der Unterstützung von entsprechenden Fachpersonen – im Unterricht behandeln können.