TANGRAM 42

Hommage an Gabriela Amarelle. 10 Jahre Rassismusprävention in Lausanne

Autor

Oscar Tosato ist Lausanner Stadtrat und Vorsteher der Sport- und Sozialdirektion.
oscar.tosato@lausanne.ch

«Jede/r Lausanner/in ist ein Bindestrich». Dieses Bild bedeutete Gabriela Amarelle viel. In dieser TANGRAM-Ausgabe würdigen wir die unermüdliche Expertin und die zahlreichen Impulse, die sie gesetzt hat. Wäre sie noch unter uns, hätte sich die im Juni 2018 überraschend verstorbene Integrationsdelegierte der Stadt Lausanne zweifellos über das Thema dieser Ausgabe gefreut. Denn für sie, die seit 2007 als Leiterin der Integrationsstelle der Stadt Lausanne (Bureau lausannois pour les immigrés BLI) wirkte, war stets klar, dass der Rassismus das grösste Integrationshindernis darstellt.

2005 wurde die Stadt Lausanne Mitglied der Europäischen Städtekoalition gegen Rassismus. 2007 fand hier die erste Aktionswoche gegen Rassismus statt. Gabriela Amarelle entwickelte ihre Tätigkeit im Sinne des politischen Willens der Stadt Lausanne, sich für die Bekämpfung des Rassismus starkzumachen.

Plakatkampagne und Aktionen

Unter Gabriela Amarelles Einfluss wurde die Aktionswoche gegen Rassismus zu einem Schwerpunkt der Strategie des BLI. In den vergangenen zwölf Ausgaben wurden dabei so verschiedene Bereiche wie der Sport, die Jugend, die Arbeitswelt oder der öffentliche Raum erfolgreich thematisiert.

Die Lausanner Aktionswoche gegen Rassismus wird in Zusammenarbeit mit Vereinen und Partnerinstitutionen organisiert und bietet dem breiten Publikum jedes Jahr ein abwechslungsreiches Programm: Workshops und Märchen für Kinder, Vorträge, Diskus-
sionen, Strassenperformances und Schulungen für öffentliche und private Dienste. 2012 koordinierte Gabriela Amarelle eine Plakatkampagne für alle lateinischen Kantone. Dieses anspruchsvolle Unternehmen vermittelte eine gemeinsame Botschaft gegen Rassismus und war im Rahmen der Aktionswoche bisher einzigartig in der Schweiz.

Gabriela Amarelles Vermächtnis

Unter der Leitung von Gabriela Amarelle unterzeichnete das BLI 2014 eine Leistungsvereinbarung (Anhang Mini-PIC) mit dem Kanton Waadt. Diese Vereinbarung umfasst zwei Bereiche: die Durchführung von Schulungen und die Finanzierung der Hotline für Opfer von Rassendiskriminierung in Lausanne.

Die für öffentliche und private Dienste bestimmte und auf die Bedürfnisse der betroffenen Mitglieder abgestimmten Schulungen dienen dazu, die Kompetenzen in interkultureller Kommunikation und Diversitätsmanagement zu stärken und dadurch der Entstehung von Rassismus und institutioneller Diskriminierung vorzubeugen. Bei der 2011 gegründeten und im Laufe der Jahre weiterentwickelten Hotline «Infos-racisme» finden Opfer von Rassismus und/oder Rassendiskriminierung ein offenes Ohr und kostenlose Beratung. Zudem ermöglicht die Hotline ein Monitoring der in Lausanne gemeldeten Fälle.

Mit ihrem Enthusiasmus und ihrem Engagement verfolgte Gabriela Amarelle eine beispielhafte und praktische Integrations- und Rassismus-Präventionspolitik. Das Team des BLI und die Stadt Lausanne werden alles daransetzen, diese Arbeit weiterzuführen und ihr wertvolles Vermächtnis zu bewahren.