Zusammenfassung des Artikels
«Racismes contemporains. Les promesses de la jeunesse et un retour des mouvements civiques pour gagner le combat» (französisch)
Autor
Marco Martiniello ist Professor an der Universität Lüttich und Forschungsleiter beim Schweizerischen Nationalfonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung.
M.Martiniello@uliege.be
Fragen im Zusammenhang mit Rassismus und Diskriminierung führen bis heute zu Polemik und Missverständnissen. Für die einen bleibt Rassismus ein besorgniserregendes Phänomen, das mit allen Mitteln bekämpft werden muss. Andere sehen Rassismus als politische Waffe der «politisch korrekten» Linken, die der Gesellschaft ihr Diktat aufdrängen wollen. Wie kann man sich unter diesen Umständen eine friedliche post-rassische Gesellschaft vorstellen? Heute stehen vor allem Musliminnen und Muslime im Fokus des Rassismus. Die Islamophobie wird zwar stärker, doch diese Fokussierung auf den religiösen Rassismus greift zu kurz. Eine unerwünschte «Opferkonkurrenz» beeinträchtigt die allgemeine Mobilisierung gegen Rassismus. Die Polarisierung verschleiert die Tatsache, dass der Rassismus des 21. Jahrhunderts seinen Ursprung in der Biologie hat und auf dem Irrglauben beruht, dass sich die Menschheit in ungleichwertige «Rassen» aufteilt. Es braucht eine Rückbesinnung auf die amerikanische Bürgerrechtsbewegung und den Verlass auf eine post-rassische Jugend. Politische Massnahmen sollten sich auf zwei Aspekte konzentrieren: stärkere Unterstützung der post-rassischen Jugend und Sensibilisierung der Bevölkerung für gemeinschaftliches Handeln. In diesem Sinne gilt es, die Politik bezüglich der Aufnahme und Integration der Neuankömmlinge von jener Politik zu unterscheiden, die eine bessere soziale Integration in einem Umfeld der Superdiversität zum Ziel hat.