TANGRAM 37

Für Gewaltprävention ist es nie zu spät

Autorin

Zaida Haener, M.A. ist Historikerin und Praktikantin bei der EKR im Bereich der Kommunikation.
zaida.haener@gs-edi.admin.ch

Die Präventionsarbeit von Jugendgewalt in der Schweiz ist um zwei Praxis-Instrumente reicher. Die Leitfäden sollen die Verantwortlichen in Praxis und Politik dabei unterstützen, geeignete Massnahmen auszuwählen, zu überprüfen und gegebenenfalls neu zu definieren.

Im Rahmen des nationalen Präventionsprogramms «Jugend und Gewalt» (2011–2015) ist in enger Zusammenarbeit zwischen Bund, Kantonen, Städten und Gemeinden eine praxisnahe und breite Wissensbasis für eine wirksame Gewaltprävention in der Schweiz erarbeitet worden. 2014 erschienen die beiden Publikationen Wirksame Gewaltprävention. Eine Übersicht zum internationalen Wissensstand und Good Practice-Kriterien der Prävention von Jugendgewalt in den Bereichen Familie, Schule und Sozialraum zur praktischen Orientierungshilfe. Die Übersicht bündelt die wissenschaftlichen Erkenntnisse zur Gewaltprävention auf internationaler Ebene, stellt unterschiedliche Programme zur Gewaltprävention vor und überprüft sie auf ihre Wirksamkeit hin – Projektbeispiele in der Schweiz mit eingeschlossen. Der Leitfaden beinhaltet wissenschaftlich abgestützte Kriterien der Prävention von Jugendgewalt, die zur Wirksamkeit von Präventionsmassnahmen in der Familie, im sozialen Umfeld und in der Schule beitragen.

So bietet gerade die Schule einen vielfältigen Erfahrungs- und Lernort für Kinder und Jugendliche, ist aber gleichzeitig auch ein Ort, an dem Gewalt in verschiedenen Ausprägungen verübt wird. Mobbing, Schlägereien, Drohungen, Ausgrenzung, Rassismus oder sexuelle Belästigung sind die wichtigsten Beispiele dafür. Um gegen diese Gewalterscheinungen gezielter vorgehen zu können, führt der Leitfaden verschiedene Faktoren für eine wirkungsvolle Präventionsarbeit auf. Idealerweise sollten diese die gesamte Schule und das integrale Umfeld der Schülerinnen und Schüler mit einbeziehen. Sie sollten kontinuierlich in das Schulprogramm integriert, die Lehrpersonen für das Thema sensibilisiert und im Umgang damit laufend geschult werden.

Die Palette der Programme zur Präventionsarbeit von Jugendgewalt in der Schweiz ist vielfältig: Sie reicht vom Schulkontext über öffentliche Programme bis hin zu Austauschprogrammen. Inzwischen gibt es auch zahlreiche Projekte, die auf die Kompetenzen der Jugendlichen wie Konfliktlösung, Abbau von Vorurteilen und Entwicklung von Empathie abzielen. Vorgestellt und beurteilt werden in der Übersicht beispielsweise Konfliktlösungsprogramme und Peer-Mediationsprogramme. Als Peer-Mediator/innen (auch unter dem Namen «Peacemaker» oder Konfliktlotsen bekannt) fungieren Schülerinnen und Schüler als dritte, neutrale Akteure, um anderen Schüler/innen dabei zu helfen, kleinere zwischenmenschliche Konflikte mit gewaltfreien Mitteln zu lösen.

Die Praxis zeigt jedoch, dass oft erst dann konkret über Gewaltprävention nachgedacht wird, wenn es bereits einen mehr oder weniger gravierenden Auslöser dafür gibt. Doch wie der Leitfaden festhält: «Es ist nie zu früh, aber auch nie zu spät für Gewaltprävention».

Sowohl der Leitfaden als auch die Factsheets sind zu finden auf www.jugendundgewalt.ch › Good Practice