TANGRAM 37

Interaktive Projekte

Autor

Oliviero Ratti, lic. phil. hist., Lehrbeauftragter und Projektleiter von éducation21 in der italienischen Schweiz.
Oliviero.ratti@education21.ch

Von 2001 bis heute standen in der italienischen Schweiz rund fünfzig Schulprojekte im Kontext der Rassismusprävention. Dabei wurden die vielfältigsten Inhalte thematisiert und alle Unterrichtsbereiche und Schulstufen vom Kindergarten bis zur Berufsschule einbezogen.

Die Entwicklung dieser Projekte über einen Zeitraum von fünfzehn Jahren betrachten zu können, ist ein grosses Privileg. Denn in ihrer Vielfalt und Unterschiedlichkeit sieht man die Konstanten und die Verbindungselemente, die ihren pädagogischen Wert begründen.

So haben sich beispielsweise einige bekannte Theatergruppen wie Trickster Teatro, das Teatro Pan, die Fauni, die Giullari di Gulliver und Michel Poletti in der Interaktion mit Schulklassen mit dem Thema Vorurteile auseinandergesetzt. Bei diesen Projekten wurde vor allem mit den eigenen Vorstellungen und Gefühlen gearbeitet. Das interaktive Theater als pädagogisches Instrument, um sich ohne Angst diesem in jedem Menschen angelegten Wesensteil, der Hass und Rassendiskriminierung schüren kann, zu stellen.

Der transversale Charakter war eine weitere Konstante der interaktiven Projekte, die unter dem aktiven Einbezug von Lehrpersonen, Schülerinnen und Schülern und Eltern durchgeführt wurden. Die Projekte bildeten ein Fenster zur Welt, durch das Rassismus auch unter dem Gesichtspunkt der Menschenrechte und der Schulrealität betrachtet wurde, beispielsweise im Zusammenhang mit Bullying/Mobbing, bei dem die Mechanismen des Rassismus reproduziert werden.

In dieser Hinsicht waren auch diejenigen Projekte sehr verdienstvoll, bei denen verschiedene Schulen zusammenarbeiteten. Berufsschulen wie die SUPSI und der Inte-grationsvorkurs für die Lehre (Pretirocinio di integrazione PTI) haben zum Beispiel zusammengespannt und in ihre Arbeit auch Vertreter der Zivilgesellschaft integriert. Eine Vision von Schule, die den Weg in die Gesellschaft öffnet und den Andern in seiner Persönlichkeit und seinem Leben wertschätzt.

Auch nicht vergessen werden dürfen die Vertiefungsarbeiten der Lehrpersonen in den einzelnen Fächern. Integriert in fächerübergreifende Projekte oder in den normalen Unterricht, haben die Verbindungen zwischen dem Thema Diskriminierung und den lehrplanmässigen Inhalten wie Kolonialismus, Diktaturen des 20. Jahrhunderts oder Apartheid nicht gefehlt. Diese wurden im Zusammenhang mit der unmittelbaren Aktualität diskutiert und nahmen Themen wie Migration, Asylsuchende oder Volksabstimmungen zu Ausländerthemen auf.

La tavolozza dei personaggi

Dies der Name eines Projekts an der Sekundarschule in Giornico im Jahr 2014. Ausgehend von einigen klassischen Erzählungen und von Schülertexten, haben die Lehrpersonen zusammen mit einer ausgebildeten Schauspielerin ein Theaterlabor entwickelt. Eine Bildungsbaustelle über das ganze Schuljahr hinweg, auf der diskriminierende Dynamiken und vor allem auch der Respekt der menschlichen Würde in allen Lebenssituationen vertieft betrachtet wurden. Ein konzeptuell, inhaltlich und in seiner partizipativen Methodik äusserst wertvolles Projekt.