Zusammenfassung des Artikels
«Dé-racialiser et complexifier la question musulmane en Suisse. Un éclairage sociodémographique» (französisch)
Autorin
Mallory Schneuwly Purdie ist Forschungsleiterin und Dozentin am Schweizerischen Zentrum für Islam und Gesellschaft.
mallory.schneuwlypurdie@unifr.ch
Die muslimische Bevölkerung in der Schweiz ist sowohl hinsichtlich ihrer nationalen, sozialen und kulturellen Zugehörigkeit als auch hinsichtlich der individuellen Beweggründe ihrer religiösen Bezüge vielfältig. Gestützt auf Erhebungen des BFS skizziert der Beitrag die soziodemografischen Merkmale dieser Bevölkerungsgruppe.
Die Muslime bilden eine Bevölkerungskategorie (5,1%) von vielen in der Schweiz. Als viertgrösste Religionsgruppe stellen sie eine Minderheit dar, deren Wachstum demjenigen der schweizerischen Bevölkerung folgt. In den letzten 15 Jahren ist die muslimische Schweizer Bevölkerung hauptsächlich aufgrund der Einbürgerung von Personen aus dem Balkan und aus der Türkei stark gewachsen. Mehrheitlich handelt es sich um Migrantinnen und Migranten, die aus der Balkanregion eingewandert sind, sich fest in der Schweiz niedergelassen haben und integriert sind. Entgegen gewissen Vorstellungen bilden also nicht die arabischsprachigen Muslime die Mehrheit, sondern die kulturelle Herkunft der meisten Muslime ist die Balkanregion. Musliminnen und Muslime in der Schweiz sind proportional nicht religiöser als andere Gruppen. In einer Studie des BFS geben 45 Prozent von ihnen an, in den vergangenen zwölf Monaten nie an einem Gottesdienst teilgenommen zu haben, 30 Prozent nur ein bis fünf Mal.
Musliminnen und Muslime sind Akteure der Zivilgesellschaft, in deren Haltung, Verhalten und Praktiken gewisse Konzeptionen des Islams zum Ausdruck kommen. Dass sie auf ihre religiöse Zugehörigkeit reduziert werden, resultiert aus einer mangelnden Differenzierung und trägt zu einer «Rassifizierung» der Debatte über die Stellung des Islams und der Musliminnen und Muslime in der Schweiz bei.